ARCHIV FÜR AUTOBAHN- UND STRASSENGESCHICHTE

Asphalt, Beton & Stein | Autobahnen & Fernstraßen

Beiträge u. Meldungen im Niederbarnimer Kreisblatt über den Berliner Autobahnring, Teil 2 (1935)

Karte 1
Reichsautobahn-Atlas, Ausschnitt aus Blatt 40 (Sign. W017435). Eingezeichnet ist bereits der geplante, jedoch nicht realisierte Stutzen Lichtenberg-Nord/Altlandsberg - Stadtzentrum. Markierungen: H. Schneider
 

Niederbarnimer Kreisblatt, Mittwoch, den 2. Januar 1935 (Nr. 1), Amtsbezirk Blumberg:

Blumberg.
Ortsbauernführer Pg. W. G. hatte die Bauern zu einer Sitzung eingeladen, [ ... ] Wegen des Baues der Reichsautobahn geben verschiedene Besitzer größere Landstücke ab. Die Erbhofbauern werden darauf hingewiesen, daß sie dafür anderes Land bekommen. - Die Siedler brachten nun ihre Klagen gegen die Siedlungsgesellschaft vor. Unter der marxistischen Regierung hat man nichtexistenzfähige Siedlerstellen geschaffen. Die kleineren Siedler kommen bei der geringen Morgenzahl und dem teilweise schlechten Boden (man hat ihnen abgeholzte Waldstücke, die man früher als nicht anbaufähig aufgeforstet hat, als Ackerland zugeteilt) nicht zurecht. Der Ortsbauernführer versprach, soweit es möglich ist, zu helfen.

Niederbarnimer Kreisblatt, Sonnabend, den 5. Januar 1935 (Nr. 4):

Der Ring der Reichsautobahnen um Berlin
190 Kilometer Umgehungsstrecke / Im Norden und Osten folgt sie der Weichbildgrenze Berlins / 200 neue Brücken bis einen Kilometer Länge Das Januarheft der Zeitschrift „Die Autobahn“ widmet einen erheblichen Teil seines Inhalts dem Problem „Großstädte und Auto“ und beschäftigt sich dabei auch eingehend mit dem Ring von Reichsautobahnen, der Berlin umschließen wird. Den Aufsätzen des W. H. Blöcker, geschäftsführendem Vorstand der „Gezuvor“ (Gesellschaft zur Vorbereitung der Reichsautobahnen) entnehmen wir die nachfolgenden Ausführungen.

Im Gesamtbild des deutschen Reichsautobahnnetzes ist die Reichshauptstadt nur anscheinend ein Mittelpunkt, von dem 8 Reichsautobahnlinien ausgehen. In Wirklichkeit ist Berlin zwar ein Gebiet, daß einerseits günstig an die Reichsautobahnen angeschlossen werden muß, andererseits aber für den durchgehenden Nord-Süd-, West-Ost- und Diagonalverkehr kein Hindernis bedeuten darf. Bei der Planung galt es also, unter Berücksichtigung eines guten Anschlusses der Vier-Millionen-Stadt für die großen Fernverbindungen keinen Mittelpunkt zu schaffen, sondern einen ungehinderten Durchgangsverkehr nach allen Richtungen zu ermöglichen. Bei der Vorplanung der Linienführung waren ausschlaggebend die bisherige und künftige Bedeutung der Wirtschaftsräume, Siedlungen und Siedlungsvorhaben, der zweckmäßige Anschluß und die Kreuzung der anderen Verkehrswege, ein günstiger Anschluß der Industriereviere und die Erschließung neuer Gebiete.

Berliner Ring (2-1)
Der Berliner Ring der Reichsautobahnen.
Quelle: DIE STRASSE H. 6 Jg. 4 (1937), S. 148 (Sign F920006)

Für den Autobahnring um Berlin sind eine große Anzahl von Trassen untersucht worden. Das Ergebnis führte zu dem Vorschlag einer Linienführung, die im weiten Umkreis um den Stadtkern herum im Norden, Osten und Westen ungefähr der Weichbildgrenze Groß-Berlins folgt und im Südwesten und Süden die Orte Werder, Caputh, Potsdam und Nowawes und die nördlichen Teile des Kreises Teltow ungefähr bis zur Höhe von Königswusterhausen mit zu umschließen. Die ganze Strecke des Berliner Rings beträgt etwa 190 Kilometer. Die Wahl der Linienführung auf einzelnen Streckenteilen, so im Osten bei Kalkberge und Königswusterhausen, im Westen bei Phöben und Marquardt und im Nordwesten bei Hennigsdorf, war durch die geologischen Verhältnisse nicht ganz einfach.

Berliner Ring (2-2)
Untersuchte und bewertete Linien der Gezuvor: Anschluss der RAB und der Stadt Berlin an den Berliner Ring.
Gezuvor: "Die Planungsarbeiten für die Reichsautobahnen" (1937), S. 55 (Sign B017425)

Der Reichsautobahnring erfordert eine große Anzahl von Bauwerken. Viele Wasserläufe sind zu überbrücken, so besonders im Westen der Plessower See und der kleine Zernsee und im Osten bei Königswusterhausen und Kalkberge. Weitere Bauwerke bedingen die Kreuzungen mit der Reichsbahn. Im Ganzen entstehen auf dem Berliner Ring an den Kreuzungspunkten mit der Reichsbahn 18 Bauwerke, von denen das Bauwerk bei Staaken das größte sein wird.

Berliner Ring (2-3a)
Der Berliner Reichsautobahn-Ring und die Brückenformen.
DIE STRASSE 2. Jg. (1935), Nr. 8, S. 248 (Sign. F920010)

Berliner Ring (2-3b)    Berliner Ring (2-3c)
l: Straßenunterführung unter der RAB.        r: Straßenüberführung über die Außenstrecken der RAB.
DIE STRASSE 2. Jg. (1935), Nr. 8, S. 252 (Sign. F920010)

Berliner Ring (2-3d)
Überführung der RAB Berliner Ring - Frankfurt a. d. Oder über die Spree am Dehmsee.
DIE STRASSE 2. Jg. (1935), Nr. 8, S. 253 (Sign. F920010)

Berliner Ring (2-3e)
Torbauwerk.
DIE STRASSE 2. Jg. (1935), Nr. 8, S. 253 (Sign. F920010)

Der nach langen Verhandlungen nunmehr endgültig beschlossene Ring zeigt einen wohltuend einfachen Fluß. Gleich günstig für den Fahrer, der an Berlin vorbeistrebt, wie für den Berliner selbst. Nicht leicht war es, die Interessen von Potsdam, das mit in den Berliner Ring eingeschlossen ist, zu wahren. Während die anderen Großstädte Deutschlands im allgemeinen von einer, zwei oder drei Autobahnlinien berührt werden, laufen in Berlin, dem Herzen des Reiches, nicht weniger als acht Linien aus allen Teilen Deutschlands strahlenförmig zusammen. Es sind dies die Strecken Hamburg-Berlin, Rostock-Berlin, Stettin-Berlin, Frankfurt a. O.-Berlin, Breslau-Berlin, Dresden-Berlin, Halle-Leipzig-Berlin und Hannover-Berlin. Eine Zusammenfassung dieser Linien ist nur durch die Anordnung eines besonderen Verteilers wie ihn der Berliner Ring darstellt, möglich. Dieser Ring gibt dem Durchgangsverkehr die Möglichkeit zur schnellen Weiterfahrt, ohne das überlastete Straßennetz der Stadt Berlin selbst zu beanspruchen. Der Berliner Ring wird mindestens 150 bis 250 Brücken aufweisen, unter denen mehrere Bauwerke über 1 Kilometer Länge erreichen werden.

Die Bauarbeiten am Berliner Ring, die auch im Hinblick auf die Entlastung des Berliner Arbeitsmarktes von größter Bedeutung sind, wurden im Juli vorigen Jahres in Angriff genommen und zwar zugleich am Ostabschnitt, der gegen Jahresschluß auf der ganzen Strecke von Blumberg bis zur Abzweigung der Frankfurter Linie im Bau war; auf dem Westabschnitt sind die Entwurfsarbeiten soweit gediehen, daß im Frühjahr die Bauarbeiten in vollem Umfange aufgenommen werden können. Auf der Nord- und Südstrecke sind die Bauarbeiten zunächst noch zurückgestellt. Während die ersten Teilstrecken des Ringes im Osten bereits im Jahre 1936 fahrbereit sein werden, wird die vollkommene Schließung des Berliner Ringes noch einige Jahre auf sich warten lassen. Ist der Ring aber geschlossen, so kann der Verkehr des großen deutschen Autobahnnetzes zur Reichshauptstadt hineinfluten und gleichzeitig aus der Reichshauptsstadt in das Reich zurückströmen. Für das Gesamtstraßennetz Berlins wird dieser Zeitpunkt eine entscheidende Wende bedeuten.

Niederbarnimer Kreisblatt, Sonnabend, den 22. Juni 1935 (Nr. 129), Amtliche Bekanntmachungen:

Straßensperrung.
Auf Grund des § 34 der Reichsstraßenverordnung vom 28.5.1934 (RGBl. I S. 255) wird wegen des Baues der Reichsautobahn die Kreisstraße Birkholz-Bernau mit sofortiger Wirkung bis zum 15. November 1935 für den gesamten Verkehr gesperrt. Die Umleitung erfolgt über Blumberg-Bernau. Berlin, den 20. Juni 1935. -- Der Landrat des Kreises Niederbarnim.

Niederbarnimer Kreisblatt, Montag, den 8. Juli 1935 (Nr. 158), Amtsbezirk Blumberg:

Blumberg.
Die Arbeiter der Baustelle Mehrow-Blumberg der Reichsautobahn hatten am Sonnabend einen Kameradschaftsabend im Paradiesgarten in Berlin-Biesdorf. Mit den Ueberschüssen der Kantine und einer Spende der ausführenden Firma wurde es ermöglicht, den dort beschäftigten Kameraden Getränke und einen kleinen Imbiß zur Verfügung zu stellen. Bauführer Kindscher hielt eine kurze Rede. Als Vertreter der ausführenden Firma war Baumeister Rath anwesend. Während im Saal eine flotte Musik den Arbeitern und ihren Angehörigen zum Tanz aufspielte, wurden in der Kegelbahn recht ansehnliche Gewinne ausgekegelt. Sehr viel Vergnügen machte die Versteigerung eines Schaflammes, wobei ein Preis erzielt wurde, wie ihn sich jeder Schafzüchter wünscht. Alles verlief in bester Harmonie; und sicher hat dieser Abend dazu beigetragen, die Kameraden und ihre Angehörigen noch näher zu bringen.

Niederbarnimer Kreisblatt, Sonnabend, den 22. Juni 1935 (Nr. 129), Amtliche Bekanntmachungen:

Straßensperrung.
Auf Grund des § 34 der Reichsstraßenverordnung vom 28.5.1934 (RGBl. I S. 255) wird wegen des Baues der Reichsautobahn die Kreisstraße Birkholz-Bernau mit sofortiger Wirkung bis zum 15. November 1935 für den gesamten Verkehr gesperrt. Die Umleitung erfolgt über Blumberg-Bernau. Berlin, den 20. Juni 1935. -- Der Landrat des Kreises Niederbarnim.

Niederbarnimer Kreisblatt, Donnerstag, den 11. Juli 1935 (Nr. 159), Amtsbezirk Blumberg:

Blumberg. Einen Autobahnhof zweiter Klasse wird, wie jetzt feststeht, Blumberg erhalten. Der Teil der alten Chaussee, der durch den Bau der Reichsautobahn und der Umgehungsstraße aus dem Verkehr ausgeschaltet worden war, soll nun als Zufahrtsstraße zur Autobahn dienen.

Berliner Ring (2-4)
Vergleichende Abbildung: Autobahnhof Frankfurt A/M. an der Kreuzung der Nordsüd- und Ostwest-Autobahnstraßen, M. 1.2000 (Entwurf)
Orig. i. Stadtarchiv Griesheim Bild 1_485_162 Anlage 1 (Sign. R852036)

Niederbarnimer Kreisblatt, Montag, den 5. August 1935 (Nr. 180), Amtsbez. Neuenhagen, gekürzt:

Hönow.
Autobahnbrücke fertiggestellt. Die über die Landsberger Chaussee im Zuge der Reichsautobahnstrecke Hönow-Seeberg führende Brücke ist jetzt fertiggestellt. Die Betonarbeiten sind beendet, mit der Entfernung der Holzwände, der sogenannten Ausschalung, wurde begonnen. Allerdings steht die Brücke noch wie ein großes Tor einsam über der Straße. Die Anrampung zu beiden Seiten der Brücke kann nämlich erst fertiggestellt werden, wenn der Bau der Brücke selbst beendet ist. Aber auch hier sind fleißige Hände am Werk, um dem um ganz Berlin führenden Reichsautonbahnring seine Gestalt zu geben.


 
Anmerkung
Die Information über Meldungen in der Tageszeitung "Niederbarnimer Kreisblatt", dem Mitteilungsblatt der Kreisleitung der NSDAP und amtlichem Organ der Kreisverwaltung des Kreises Niederbarnim, wurde dankenswerterweise auf der Website Nadel ⇑ www.mehrow.de gefunden.
Ring
Quelle: unbek, 1939

H. Schneider, 7/2024