ARCHIV FÜR AUTOBAHN- UND STRASSENGESCHICHTE

Asphalt, Beton & Stein | Straßen & Strecken

BAB A10: Wo wurde dieses Foto "geschossen"

Im November 2022 erreichte das ARCHIV FÜR AUTOBAHN- UND STRASSENGESCHICHTE eine Anfrage, den Berliner Ring betreffend. Die anfragende Person hatte, wahrscheinlich in einem Nachlass, das nachstehend wiedergegebene Foto gefunden und war daran interessiert, auf welcher Autobahnstrecke im Zusammenhang mit dem Berliner Ring (BAB A10) dieser Motorradfahrer aufgenommen wurde.

Luft
Auf dem Schild steht in großen Lettern: Berliner Ring, 500 m, Südring (West). Doch welche Wörter verdeckt der Motorradfahrer?

Lausitzer Dreieck
Als Südtangente bzw. auch als Südring (West) wurde während der Jahre, als der Berliner Ring gebaut und freigegeben wurde, in der Literatur überwiegend die Teilstrecke von der Anschlussstelle Rangsdorf/Hallesches Tor bis zum Abzweig nach Magdeburg bezeichnet. Dagegen sprach man vom Südring (Ost), wenn der Abschnitt zwischen der Anschlussstelle Ragow/Hallesches Tor bis zum Ost-Dreieck gemeint war.

Es gibt seit dem Bau des Berliner Rings nur zwei Strecken, welche aus dem Umland kommend, in den Südring einmünden: Die Strecke 66 Halle - Berliner Ring, heute die BAB A9 und die Strecke 60 [Forst] - Spreewald Dreieck - Berliner Ring, heute die BAB A13. Offensichtlich hält der Motorradfahrer am Rand einer der beiden zum Ring führenden Richtungsfahrbahnen. Durch Kenntnis der Landschaft vor den Autobahndreiecken kann das Leipziger Dreieck ausgeschlossen werden. Im Bereich des Fläming, bis heran an den Ring, säumen dichte Kiefernwälder die Autobahn rechts und links. Dagegen ist die Landschaft des vor 1945 Lausitzer oder auch Breslauer Dreieck genannten Abzweigs nach Dresden bzw. Cottbus von großen Rieselfeldern gezeichnet, die in früheren Jahrhunderten angelegt worden waren, um die Abwässer der wachsenden Großstadt Berlin zu entsorgen.

Abweichend davon werden im Reichsautobahn-Atlas, dem im Februar 1938 vom Generalinspektor für das deutsche Straßenwesen herausgegebene Kartenwerk über die bereits befahrbaren Reichsautobahnen, die noch heute geltende Bezeichnung der Teilstrecken verwendet:

  • Vom Hamburger Kreuz (nicht gebaut, entspricht etwa dem heutigen AD Havelland) bis zum Stettiner Dreieck (heute AD Barnim) - als Nordring,
  • vom Stettiner Dreieck (heute AD Barnim) bis zum Ost-Dreieck (heute AD Spreeau) - als Ostring,
  • vom Ost-Dreieck (heute AD Spreeau) bis zum Magdeburger Dreieck (heute AD Werder) - als Südring und
  • vom Magdeburger Dreieck (heute AD Werder) bis zum Hamburger Kreuz (nicht gebaut, entspricht etwa dem heutigen AD Havelland) als Westring.
Bild2
Der Berliner Ring, die strahlenförmig von ihm ausgehenden Autobahnen und
die in die Stadt hineinführenden Stutzen im Reichsautobahn Atlas, 1938

Leider ist nicht bekannt, wann das Foto aufgenommen wurde. Das Verkehrsschild, welches Grundlage der Anfrage ist, lässt vermuten, dass die Aufnahme vor 1945 erfolgte.

Bild3
Basierend auf dem Screenshot einer Google-Maps-Seite wird der Versuch unternommen, die Stelle zu markieren, an der das Foto mutmaßlich aufgenommen wurde.

Text: H. Schneider, 11/2022, Redaktion Naumburg (Saale)


Die Autobahndreiecke und -kreuze des Berliner Rings
Stettiner Dreieck - Abzweig Prenzlau - AD Schwanebeck
Ostdreieck - Abzweig Frankfurt/O. - AD Spreeau
Vom Lausitzer Dreieck zum Schönefelder Kreuz
Saarmunder Dreieck - Abzweig Drewitz - AD Nuthetal
AD Potsdam (Leipziger Dreieck): Abzweig der BAB A9 (Strecke 66)
AD Werder (Brandenburger Dreieck): Abzweig der BAB A2 (Strecke 4)

Schrifttum
Quelle: Hafen, P. "Das Schrifttum über die deutschen Autobahnen",
Ferdinand Dümmlers Verlag, 1956

101 04, S. 118
RAB D RAB T Iwki 1 vom 17. Juli 1934: Ausgestaltung von Anschluss- und Kreuzungsstellen.
Verf. (1934) (3 S.,) und 4 Bl. Zeichnungen
Inhalt: Behandelt werden: 1. Zweiseitige Anschlussstelle. 2. Einseitige Anschlussstelle (Trompete). 3. Kreuzung zweier Reichsautobahnen (doppelte Trompete). 4. Gabelung mit geringem Eckverkehr. - Lageplanskizzen

101 05,, S. 118
RAB D RAB T Iwki 1 vom 26. November 1934: Der Reichsautobahnring um Berlin.
Verf. (1934) (2½ S.,) und 1 Zeichnung
Inhalt: Abänderung der Verfügung RAB D RAB T Iwki 1 vom 17. Juli 1934 bezügl. der zweiseitigen Anschlussstellen. Drei verschiedene Anschlüsse an die RAB.

101 08, S. 119
Schönleben, E.: Linienführung und Ausgestaltung neuzeitlicher Autostraßen.
Die Straße 2 (1935) H. 5, S. 148-153 (6 S., 7 Abb.)
Inhalt und weitere Quellen [121 06]: Musterpläne für Anschlussstellen, Dreiecksausbildung in Trompetenform und Kleeblatt.

101 13, S. 119
RAB D RAB T Iwki 326 vom 17. Februar 1938: Ausbildung der Wendekurven in trompetenförmigen Abzweigstellen.
Verf. (1938) (2 S.)
Inhalt: Ausführung mit maximal 8 % Querneigung. Konkav ausgerundete Erdauffüllung bis 4 m Höhe an der Kurvenaußenseite. Vorher Bremsstrecke mit möglichst gerader Führung von mindestens 250 m Länge. Gute Sicht herstellen. - Schnellfahrbahnen mit Querneigungen bis 45º in Wendekurven nicht mehr herstellen.

Kap. 134 06, S. 164
Kaftan, K. G.: Der Autobahnring um Berlin.
Wasser- und Wegebau-Z. 33 (1935) H. 20, 5.261-264 (2½ S., 10 Abb.)
Inhalt: Beschreibung der Ausfallstraßen und des Autobahnringes um Berlin: Gesamtanordnung, wichtige Bauwerke, Geländeschwierigkeiten, Hinweis auf erschlossene landschaftliche Schönheiten, bemerkenswerte Ausführung der Autobahndreiecke mit nur einem Bauwerk; Bauausführung und Stand der Arbeiten.

Kap. 134 07, S. 164
Kölzow: Der Anschluss Berlins an die Reichsautobahnen.
Autobahn 8 (1935) H. 1, S. 40-42 (2 S.)
Inhalt: Entwicklung des Fahrzeugbestandes. Die Autobahn ist als Ring, Tangentenviereck oder -Dreieck möglichst weit (durchschnittlich 30-35 km vom Stadtinnern) zu führen. Keine Stichbahnen im Innern dieses Ringes. Der Ring muß geschlossen sein.

Kap. 134 09, S. 164
Usinger, C. und Ewald, H..: Beispiele für die Einführung von Zubringerstraßen in die Reichsautobahn.
Straßenbau 26 (1935) H. 22, 5. 327-331 (4 S., 6 Abb.)
Inhalt: Von den Anlagen am Berliner Ring werden besprochen: Abstand der Anschlussstellen voneinander 10-20 km, später Einschaltung weiterer Anschlussstellen zu erwarten. Konstruktion der Anschlussstellen. [103 05]

Kap. 134 10, S. 164
*** Vom Bau der Reichsautobahnen.
Baumarkt 34 (1935) H. 2, S. 25 (½ S.)
Inhalt: Bis Ende 1934 sind 2700 km Autobahnen zum Bau freigegeben. Für die acht nach Berlin laufenden Autobahnen wird ein Ring um Berlin geschaffen, der im Norden, Osten und Westen der Weichbildgrenze Groß-Berlins folgt und im Südwesten und Süden die Orte Werder, Caputh, Potsdam und Nowawes und Teile von Teltow und Königswusterhausen umschließt. Gesamtlänge des Ringes ca. 190 km mit ca. 150-250 Brücken und 18 Kreuzungsbauwerken mit der Reichsbahn.

Kap. 134 11, S. 164
*** Autobahnring um Berlin.
Tiefbau 48 (1935) H. 6, S.21 (1/3 S.)
Inhalt: Beschreibung der Linienführung des Berliner Rings.

Kap. 134 14, S. 164
Usinger, C. und Ewald, H.: Die Reichsautobahn-Linien nach Berlin.
Straße 3 (1936) H. 23, S.742-745 (4 S., 6 Abb.)
Inhalt: Beschreibt die in Berlin einmündenden Linien von Stettin, Hannover, Frankfurt/O., Schlesien und Dresden, Halle-Leipzig und Hamburg und ihre Einmündung in den Berliner Ring und gibt die voraussichtlichen Fertigstellungstermine (Berliner Ring bis Ende 1939) an.